Antiblockiersystem sorgt seit 40 Jahren für mehr Sicherheit auf der Straße
(djd). Ein plötzliches Bremsmanöver des vorausfahrenden Autos. Ein Fußgänger, der die Straße betritt und erst im letzten Augenblick für den Autofahrer zu sehen ist. Wohl jeder hat derartige Schrecksekunden schon einmal hinterm Steuer erlebt. Eine Notbremsung ist meist die einzige Möglichkeit, um einen Unfall zu verhindern. Allerdings kann starkes Bremsen, erst recht bei nassen oder winterlichen Straßen, dazu führen, dass Räder blockieren – das Fahrzeug wird instabil und unkontrollierbar. Das Antiblockiersystem (ABS) verhindern dies: In Millisekunden reguliert die Elektronik den Bremsdruck an jedem einzelnen Rad, das Fahrzeug bleibt auch bei unterschiedlichen Fahrbahnverhältnissen lenkbar, der Bremsweg wird in der Regel verkürzt. Das aktive Sicherheitssystem macht das Autofahren somit sicherer – und das seit genau 40 Jahren.

Foto: djd/Bosch
Vom Sicherheitsextra zur Standardausstattung
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Heutzutage ist das Antiblockiersystem für die meisten Autofahrer eine Selbstverständlichkeit geworden, die man nicht mehr missen möchte. 94 Prozent aller weltweit neu produzierten Pkws haben laut Bosch ein Bremsregelsystem mit dieser Funktionalität an Bord. Die Vorteile für die Verkehrssicherheit sind so eindeutig, dass sich die Automobilhersteller in Europa vor einigen Jahren sogar selbst verpflichteten, alle Pkws serienmäßig mit ABS auszustatten. Anders noch die Situation zum Marktstart vor 40 Jahren: Seinerzeit war ABS als Extraausstattung zunächst nur teuren Oberklasselimousinen vorbehalten. „Die Einführung im Jahr 1978 war ein Meilenstein in der Entwicklung aktiver Sicherheitssysteme. Der technische Ansatz wurde zum Ausgangspunkt aller modernen Bremsregelsysteme wie der Antriebsschlupfregelung ASR und dem Anti-Schleuder-Programm ESP – bis hin zu den heutigen Fahrerassistenzsystemen“, unterstreicht Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control. Neben der Erhöhung der Verkehrssicherheit und dem Vermeiden von Unfällen bietet ABS praktische Vorteile: Das Bremssystem schont die Reifen, weil diese beim Bremsen nicht blockieren und dadurch ein punktueller Abrieb verhindert wird.

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ABS auch für Motorräder und E-Bikes
Neben Autos und Nutzfahrzeugen macht ABS auch Bremsmanöver auf zwei Rädern beherrschbarer und sicherer. Notbremsungen ohne den elektronischen Helfer können bei Motorrädern zu einem Blockieren des Vorderrades und damit fast immer unweigerlich zum Sturz des Fahrers führen. Seit Jahresbeginn 2017 besteht für alle neu zugelassenen Motorräder über 125 Kubikmeter eine Ausrüstungspflicht, und selbst für die immer weiter verbreiteten E-Bikes gibt es heute entsprechend angepasste Systeme. Auch nach 40 Jahren setzt sich die ABS-Erfolgsgeschichte also fort.

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Von der ersten Idee bis zur Serienreife
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Überlegungen, wie sich das Blockieren von Rädern bei Autos, Schienenfahrzeugen oder Flugzeugen verhindern lässt. Doch die ersten Ansätze waren noch zu aufwändig. Das Unternehmen Teldix begann 1964, ein erstmals vollständig elektronisch gesteuertes System zu entwickeln. 1975 hat Bosch die Weiterentwicklung übernommen. Mit dem vorhandenen Wissen sowie den zunehmenden Möglichkeiten der Digitaltechnik inklusive integrierter Schaltkreise ließ sich die Zahl der elektronischen Bauteile von ursprünglich 1.000 auf 140 reduzieren. 1978 war es dann soweit: Das sogenannte ABS 2 ging in Serie. In den folgenden Jahren kamen die Antriebsschlupfregelung und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP hinzu.

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