Der Zugang zu Ladesäulen für E-Autos ist bundesweit kompliziert und teuer
(djd). Im Jahr 2022 dürften eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein, das Ziel der Bundesregierung wird somit zwei Jahre später erreicht als ursprünglich geplant. 2025 soll der Bestand an E-Autos dann bereits zwei bis drei Millionen Fahrzeuge umfassen. Diese aktuellen Prognosen stammen von der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), welche die Bundesregierung in Sachen E-Mobilität berät. Eine Grundvoraussetzung für die künftige Akzeptanz von E-Autos ist allerdings eine gute Lade-Infrastruktur und der komfortable Zugang zu Ladesäulen für E-Autos.

Foto: djd/LichtBlick SE/Manfred Witt
Wettbewerb sollte an der Ladesäule möglich sein
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Der Bundesnetzagentur zufolge gibt es aktuell rund 5.000 öffentliche Ladesäulen in Deutschland. Der Zugang zu diesen Säulen und ihr Handling sind für Besitzer von E-Fahrzeugen allerdings noch immer kompliziert und teuer. Das ist das Ergebnis des zweiten Ladesäulenchecks des Ökostromanbieters LichtBlick in Zusammenarbeit mit dem Recherche- und Marktforschungsinstitut Statista. Verwirrende Tarifstrukturen, unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen sowie eine Vielfalt von Abrechnungsmethoden verkomplizieren den Alltag der Kunden. In vielen Gegenden haben sie darüber hinaus nur einen Anbieter zur Verfügung. Sieben der elf untersuchten Ladesäulenbetreiber liegen der Studie zufolge teilweise deutlich über dem durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von Haushaltsstrom.
„Die Lade-Infrastruktur ist ein chaotischer Flickenteppich. Regionale Monopolisten diktieren Preise und schaffen ein babylonisches Wirrwarr an Karten, Apps und Bezahlsystemen“, so Gero Lücking, Geschäftsführung Energiewirtschaft bei LichtBlick SE. Der Dumme sei am Ende der Kunde. Lücking fordert daher einen radikalen Schnitt: „Kunden sollten ihren Haushaltsstromtarif an jeder Ladesäule tanken können. Dazu müssen die Ladesäulen den Netzen zugeschlagen werden.“ Der Wettbewerb sei nur direkt an der Ladesäule möglich, der Fahrer sollte seinen Fahrstromlieferanten so frei wählen, wie er heute auch seinen Haushaltsstrom-lieferanten wähle. Dann, so Lücking, könne jeder E-Autobesitzer den Öko-Stromtarif* seines Wunschversorgers mit einer Ladekarte an jeder öffentlichen Ladesäule tanken.
Ladesäulencheck nur für „spontanes Laden“
Für den Check kamen nur Ladesäulen in Betracht, bei denen „spontanes Laden“ möglich war, bei denen die Nutzer also ohne vorherige Registrierung an der Lade-Infrastruktur des getesteten Ladesäulenbetreibers direkt laden können. Das Herunterladen einer App, eine anschließende Registrierung oder die zwingende Nutzung eines SMS-Services waren Ausschlusskriterien – denn sie stellen eben kein spontanes Laden dar. Das gleiche gilt für das vorherige Beantragen einer Ladekarte oder eines sonstigen Ladechips.

Foto: djd/LichtBlick SE/Manfred Witt
Vorprogrammiertes Tarifchaos
In der Realität hat jeder Ladesäulenbetreiber heute noch sein eigenes Tarifsystem. „Hinzu kommen die unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen: An einem Ladepunkt muss sich der Nutzer per SMS anmelden, an einem anderen geht es nur per App, Ladekarte oder mit Vorabregistrierung auf der Internetseite“, beklagt Gero Lücking, Geschäftsführung Energiewirtschaft beim Ökostromanbieter LichtBlick SE. Der Energieversorger hat in den vergangenen Monaten nicht nur die Tarifstruktur der einzelnen Ladesäulenanbieter untersucht, sondern auch lokale Märkte analysiert. Das Ergebnis: Es bilden sich zunehmend regionale Monopole.