Die Klimabilanz von Elektroautos ist derzeit nicht besonders gut
(djd). Das Elektroauto gilt vielen als die Patentlösung für die Energiewende im Verkehrssektor, weil es selbst keine Emissionen produziert. Doch ist die Ökobilanz wirklich so rosig, wie es auf den ersten Blick aussieht? Jeffrey Guyton, Europachef bei Mazda, ist skeptisch: „Zwei Drittel der Elektroenergie stammt heute noch aus fossilen Brennstoffen.“ Abgasgesetze, welche die Emission eines Elektroautos mit Null ansetzen, seien vor diesem Hintergrund nicht korrekt. Ein zu schneller Ausbau der Elektromobilität könne bei der erwünschten Verringerung der Treibhausgas-Emissionen sogar kurz- oder mittelfristig zu gegenteiligen Effekten führen. „Denn der wachsende Strombedarf ist aktuell nur unzureichend über erneuerbare Energien zu decken“, so Guyton.

Foto: djd/Mazda
Moderne Benzin- und Dieselfahrzeuge können mit dem E-Auto mithalten
Grundsätzlich sieht Guyton die Zukunft des Elektroautos zwar positiv, aber eben noch nicht jetzt. Dank hochentwickelter Motortechnik können Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor dem E-Auto in puncto Klimaschutz beim heutigen Stand der Technik das Wasser reichen. Mit Neuentwicklungen, welche die vom Diesel bekannte Kompressionszündung für Benzinmotoren nutzbar machen, sind weitere Verbrauchs- und Emissionsreduzierungen von bis zu 30 Prozent gegenüber herkömmlichen Benzinern möglich. Eine solche Technologie soll unter der Bezeichnung „Skyactive-X“ in Kürze beim japanischen Hersteller Mazda in Serienfahrzeugen erhältlich sein.

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Hoher zusätzlicher Strombedarf durch schnellen Zuwachs bei E-Autos
Würde der komplette Fahrzeugbestand weltweit binnen kurzer Zeit auf Elektromobilität umgestellt, könnte dies nach Schätzungen der Deutschen Wirtschaftsnachrichten aus dem vergangenen Jahr einen zusätzlichen Strombedarf von 5.000 Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr verursachen. Das wäre ein Plus von rund 20 Prozent auf die weltweit erzeugte Jahresstrommenge von gut 24.000 Milliarden Kilowattstunden und entspricht der Leistung von rund 450 Kernkraftwerken. Zur Deckung eines sprunghaften Anstiegs des Strombedarfs für E-Mobilität müsste schlimmstenfalls die Verstromung von Kohle wieder massiv ausgebaut werden. Vor diesem Hintergrund dürften sparsame Benzin- und Dieselfahrzeuge noch für etliche Jahre einen wichtigen Beitrag zur Individualmobilität leisten.

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Woher kommt der Strom fürs E-Auto?
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Im Jahr 2017 stammten 36 Prozent des Stroms in Deutschland aus Erneuerbaren Energien, bis 2025 soll der Anteil auf 40 bis 45 Prozent steigen. Das klingt auf Anhieb gut. Es bedeutet aber auch, dass auch 2025 noch weit über die Hälfte des Stroms für ein E-Auto nicht aus Erneuerbaren Energien, also in der Regel aus fossilen Brennstoffen oder Kernkraft, stammen wird. Bis Elektromobilität in Deutschland und Europa tatsächlich „grün“ wird, dürfte es also noch dauern. Der Europachef von Mazda, Jeffrey Guyton, plädiert dafür, Elektrofahrzeuge nicht einseitig steuerlich zu bevorzugen. Stattdessen sei es von Vorteil, CO2-Emissionen von Fahrzeugen ohne Rücksicht auf die verwendete Antriebstechnologie einheitlich zu besteuern, so der Mazda-Manager.